Montag, 4.3. 9:00 Fahrt nach Ramallah

  • Das Frühstück ist der Wahnsinn, sehr viel Auswahl und sehr lecker, viel Vegetarisches. Nach dem Frühstück geht es schon los.
  • Reiseleiter erzählt während der Fahrt über Jaffa (Gründungsimpuls für Tel Aviv) und allgemeine Infos über Programm und Westbank. Außerdem über die verschiedenen Zonen in der Westbank und ihre Bedeutung, Statusprobleme der Palästinenser, wer wo Wohnrecht hat, Erwerb von Immobilien, Auswirkungen der Siedlungen auf die Ausbildung der C-Zone.
  • Ankunft Ramallah, Einchecken im Hotel, Spaziergang durch die Altstadt, Wetter regnerisch und sehr kalt.
  • In Ramallah leben die verschiedenen Religionen weitestgehend konfliktfrei zusammen. Die Stadt ist für ihre tolerante Atmosphäre bekannt.

 

Montag, 4.3. 12:00 Besuch Musikschule „Al Kamandjati“ in Ramallah

  • Besuch Musikschule „Al Kamandjati“ in Ramallah, siehe http://www.alkamandjati.org/
  • Kurze Info des Reiseleiters über die Schule. Gegründet 2002 von dem palästinensischen Musiker Ramzi Abu Redwan; insbesondere geht es um musikalische Ausbildung von Kindern und darum, zur musikalischen Kultur Palästinas beizutragen.
  • Kurzes Gespräch mit einem der Mitarbeiter. Ein anderer Mitarbeiter trägt auf unser eindringliches Bitten sehr gekonnt ein Lied vor.
  • Weiterer Spaziergang über Al Manara / Lions Square – mit vier großen Löwen-Plastiken in der Mitte.
  • Lunch im Zyriap, leckeres Humus und Baba Ganouj (beides kriegen wir nun jeden Tag morgens, mittags und abends).

Montag, 4.3. 14:00 Besuch der Heinrich Böll-Stiftung in Ramallah, Gespräch mit gewaltfreien Aktivisten von „Taghyeer“ („change“)

Gespräch mit der Leiterin der HBS, Bettina Marx, siehe https://www.boell.de/de/2008/11/03/buero-arabischer-naher-ostenhttps://www.boell.de/de/node/277619https://ps.boell.org/

  • Spaziergang – Besuch der Heinrich Böll-Stiftung in Ramallah, Gespräch mit der Leiterin der HBS, Bettina Marx.
  • Stellt Niederlassungen im Nahen Osten vor.
  • Eigene Arbeit: Politische Stiftung, keine Dienstleistungen, sondern eher Beratung, Schwerpunkt Demokratie und Menschenrechte, politische Gefangene, Zusammenarbeit mit Partnern, Frauenrechte, Zusammenarbeit mit zwei Frauenorganisationen, Gewalt gegen Frauen, Erbrecht.
  • Weiterer Schwerpunkt: Policy-Analysis (Palästina und Jordanien). Selbstorganisierte Aktivitäten, Müll im Meer (Akaba).
  • Berichtet über die Schwierigkeiten von Palästinenser*innen, die Visa für USA brauchen.
    USA haben seit diesem Jahr alle ihre Gelder zurückgezogen.
    Davon insbesondere betroffen: UNRA, Organisation, die palästinensische Flüchtlinge (alle registrierten Flüchtlinge von 1948 – nicht die späteren Flüchtlinge, die macht UNHCR) unterstützt, u.a. Gesundheitsversorgung, Schulen, Lebensmittel (insbesondere Gaza-Streifen, dort etwa 2 Millionen Menschen).
    UNRA wird von USA und Israel verbal angegriffen.
  • Berichtet über die Situation der Palästinenser*innen, Einschränkungen der Mobilität, Checkpoint-Politik, „existence is resistance“, Israel fürchtet demografische Veränderungen / Verschiebungen, will Bewohner*innen im Gazastreifen rausrechnen, widerspricht den internationalen Verträgen (u.a. Oslo-Verträgen).
  • Es gibt viele Ideen und Überlegungen, Ansätze für Lösungen, aber alle wirklichkeitsfremd, weil Israel kein Interesse daran hat.
  • Berichtet über die Geschichte des Konflikts seit Camp David, Intifada, „asymmetrischer Konflikt“.
  • BDS: https://de.wikipedia.org/wiki/Boycott,_Divestment_and_Sanctions, transnationale politische Kampagne, die Israel wirtschaftlich, kulturell und politisch isolieren will – wird von Palästinensern unterstützt, im Gegensatz zu „Women wage peace“ https://www.pressenza.com/de/tag/women-wage-peace/, weil sich letztere nicht eindeutig gegen Israel positionieren.
  • Kritisiert israelische Frauenorganisationen, weil sie (ihrer Meinung nach) keine ausreichende Position zum palästinensisch-israelischen Konflikt beziehen.
  • In Palästina werden Frauen immer mehr aus der Politik heraus gedrängt,. Problem: Es gibt keine Verfassung, Parlament arbeitet seit 7 Jahren nicht mehr, es gibt keine richtige Rechtssetzung / Legislation mehr.
  • Im Personenstandsrecht gilt die Scharia, und benachteiligt Frauen (Beispiel Erbrecht).
  • Israelische und palästinensische Gesellschaft werden parallel zueinander immer konservativer und religiöser.
  • Besonders dramatisch ist die Verschlechterung der Situation der Frauen im Gaza-Streifen, insbesondere beim Thema Gewalt gegen Frauen.
  • Sieht für die Zeit nach den Israelischen Wahlen, insbesondere wegen der destruktiven amerikanischen Politik unter Trump, sehr schlechte Zeiten für Palästina kommen.
  • Geht sehr ausführlich auf die Antisemitismus-Vorwürfe gegen NGOs, Stiftungen und Einzelpersonen aufgrund kritischer Statements zu Israels Politik. Hat auch Auswirkungen auf die Banktätigkeit solcher Organisationen. Betrifft sogar jüdische Organisationen.
  • Die Verurteilungsquote von Militärgerichten ist 99,7 % – praktische jede/r dort angeklagte Palästinenser *in gilt aus israelischer Sicht als Terrorist*in.
  • Fazit: Vortrag hat mir sehr gut gefallen, Bettina Marx trägt sehr klare, aber differenzierte Positionen vor.

Im Hotel Gespräch mit gewaltfreien Aktivisten von „Taghyeer“ („change“) / Ali Abu Awwad – siehe https://www.friendsoftaghyeer.org/